Ralf Gegg, Senior Director End User Computing
Die Arbeitswelt hat sich in diesem Jahr – gezwungenermaßen – für viele dramatisch verändert. Das seit Jahrzehnten diskutierte Thema der Einführung neuer, flexibler Arbeitsmodelle musste plötzlich umgesetzt werden und wurde an die Spitze der Unternehmensziele katapultiert. Unternehmen wie Barclays, die bis dato eher zögerten, was den Umstieg auf dezentrales Arbeiten anging, mussten plötzlich umdenken. Andere, wie beispielsweise Capital One und Spotify, gingen direkt einen Schritt weiter und setzen für die Zukunft ganz auf das virtuelle Büro.
2020 stellt einen Wendepunkt dar. Und einen Wegweiser für die Arbeitswelt der Zukunft: Ist es angesichts der zunehmenden Akzeptanz von Modellen für dezentrales Arbeiten überhaupt noch wichtig, wo Mitarbeiter sich befinden? Ob am Hauptsitz eines Unternehmens, in Zweigniederlassungen, beim Kunden, zu Hause oder im Internetcafé um die Ecke? Oder mal so, mal so? Wenn Mitarbeiter motiviert sind und überall produktiv arbeiten können, warum sollte man sie in ihrer Flexibilität einschränken?
Unsere neue, in Zusammenarbeit mit Vanson Bourne durchgeführte Studie zeigt, dass 41% der Angestellten im EMEA-Raum dezentrales Arbeiten mittlerweile als Voraussetzung sehen und nicht mehr als zusätzlichen Anreiz*. Dennoch tun sich viele Führungskräfte noch schwer mit der Einbindung flexiblerer Arbeitsansätze in ihre Geschäftsmodelle. 41% der Manager sind sich unsicher, ob ihre Mitarbeiter auch wirklich konzentriert arbeiten, wenn sie nicht mehr vor Ort sind, und 59% sagen, dass sie sich bei einem derartigen Arbeitsmodell vermehrt unter Druck fühlen, auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten erreichbar zu sein.
Eins ist klar: Das Konzept des traditionellen Arbeitsplatzes auf dem Unternehmenskampus, im Büro oder in der Zweigniederlassung ist nicht mehr geeignet und was früher noch für alle Unternehmen passte, muss jetzt neu überdacht werden. Leitende Angestellte in Land A benötigen wahrscheinlich andere Lösungen als Berufsanfänger in Land B. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus unserer Studie möchten wir aufzeigen, welche Auswirkungen die neue Arbeitsweise für Menschen hat – basierend auf Branche, Tätigkeitsbereich, Karrierephase, Geschlecht und Alter:
Berufsanfänger im Bereich Finanzen, 22 Jahre
Paul hat vor Kurzem seinen Abschluss gemacht und arbeitet jetzt bei einem Finanzdienstleister in Frankfurt. Auch wenn er sich anfangs schwergetan hat, seine Kollegen virtuell ausreichend gut kennenzulernen, schätzt er die positive Atmosphäre in seinem Unternehmen. Die Mitarbeiter sind motiviert und fühlen sich in ihrer Firma wohl. Als Teil der Gen Z wurde Paul die Digitalisierung quasi mit in die Wiege gelegt und er hat nicht das Gefühl, dass diese Form der Arbeit seine Karriere behindern wird. Ein Überblick über die Umfrage-Ergebnisse in seiner Altersgruppe:
- 61% der Befragten fällt es leichter, sich in Videokonferenzen zu Wort zu melden.
- 62% fühlen sich von ihren Managern mehr wertgeschätzt.
- 61% fühlen sich jedoch vermehrt unter Druck, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar zu sein.
- 34% sind der Meinung, dass sie produktiver sind, seit sie remote arbeiten.
- 30% geben an, dass sich die Zusammenarbeit im Team verbessert hat.
Allgemeinmedizinerin, 45 Jahre
Kate ist Allgemeinmedizinerin in Lyon und hat seit März ihre persönlichen Termine mit Patienten deutlich eingeschränkt. Dank der digitalen Transformation im Gesundheitswesen kann Kate über Videokonferenzen sogar mehr Patienten behandeln als vorher – und das zu sehr flexiblen Zeiten, was ihre Work-Life-Balance deutlich verbessert hat. Ein Überblick über die Ergebnisse für das Gesundheitswesen:
- 71% der Befragten geben an, sich weniger gestresst zu fühlen.
- 67% fühlen sich von Kollegen mehr wertgeschätzt.
- 40% sind der Meinung, dass sie produktiver sind, seit sie remote arbeiten.
- 89% rechnen damit, dass mehr und mehr Arzttermine in Zukunft online stattfinden werden.
- 84% sind der Ansicht, dass die Telemedizin langfristig zusätzliche Chancen eröffnen wird.
Angestellter im Bereich Personalbeschaffung, 35 Jahre
Louis arbeitet im Bereich der Personalbeschaffung und ist seit März in Vollzeit im Homeoffice außerhalb von London tätig. Das Pendeln nach London ins Büro fällt weg, sodass er mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen kann und insgesamt das Gefühl hat, produktiver zu arbeiten. Ein Überblick über die Ergebnisse für die Männer unter den Befragten:
- 80% geben an, Beruf und Privatleben besser vereinbaren zu können.
- 70% fühlen sich weniger gestresst.
- 42% haben die Befürchtung, dass ihre Teams zu Hause nicht konzentriert arbeiten.
- 73% haben das Gefühl, dass Innovationen jetzt auch von anderen und damit insgesamt mehr Organisationseinheiten im Unternehmen ausgehen als vorher.
- 68% sagen, dass sie so leichter die richtigen Mitarbeiter finden und von ihrem Unternehmen überzeugen können.
IT-Managerin, 57 Jahre
Catherine ist IT-Entscheidungsträgerin und arbeitet bei einer Regierungsbehörde in Kopenhagen. Als IT-Profi war die Umstellung auf digitales Arbeiten für sie einfacher als für manch anderen Kollegen, allerdings war die Einarbeitung und Ausrüstung ihrer Mitarbeiter mit den nötigen Tools für sie sehr zeitaufwendig. Ein Überblick über die Ergebnisse für die IT-Entscheidungsträger unter den Befragten im EMEA-Raum:
- 66% sagen, dass die Unternehmensführung die Vorteile der Remote-Arbeit für sich erkannt hat und nicht wieder zu den alten Arbeitsmodellen zurückkehren wird.
- Nur 35% glauben, dass ihre IT-Abteilung noch nicht optimal für das Management von Remote-Mitarbeitern aufgestellt ist.
- 26% haben das Gefühl, dass die Geschäftsführung gegenüber Remote-Arbeit eher negativ eingestellt ist.
- 68% trauen sich eher, Vorgesetzten gegenüber offen ihre Meinung auszusprechen.
- 45% haben die Befürchtung, dass ihre Teams zu Hause nicht konzentriert arbeiten.
Entwicklung in Richtung eines dezentralen, standortunabhängigen Unternehmens
Die Arbeitswelt hat sich in diesem Jahr deutlich verändert. Unternehmen müssen sich mehr denn je und schneller als gedacht für dezentrales Arbeiten aufstellen. Mitarbeiter schätzen die neu gewonnene Flexibilität und möchten nur ungern zu den alten Arbeitsmodellen zurückkehren.
Zukunftsorientierte Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern diese Flexibilität bieten – und zwar nicht in Form eines zusätzlichen Anreizes unter bestimmten Voraussetzungen, sondern als Grundbestandteil des Arbeitsvertrags. Voraussetzung dafür ist vollkommenes Vertrauen in die Produktivität der Mitarbeiter, auch wenn sie nicht mehr vor Ort und damit vor den Augen des Vorgesetzten arbeiten. Nur so führt dieses Modell zum Erfolg.
Zum Weiterlesen empfehle ich Ihnen außerdem unsere Executive Summary „Perspektive 2020: Management des dezentralen Arbeitens“
* Der Report „Die neue Ära der Remote-Arbeit: Trends für verteilte Mitarbeiter“ basiert auf einer von VMware in Auftrag gegebenen Umfrage unter 2.850 Befragten (950 HR-Entscheidungsträger, 950 IT-Entscheidungsträger und 950 Business-Entscheidungsträger) in 12 Ländern des EMEA-Raums: Großbritannien (600), Frankreich (450), Deutschland (450), Italien (150), Niederlande (150), Russland (150), Polen (150), Norwegen (150), Schweden (150), Spanien (150), Vereinigte Arabische Emirate (150) und Saudi-Arabien (150). Vanson Bourne führte die Umfrage im Juni und Juli 2020 durch.
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