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Wie IoT Patienten und Ärzten das Leben erleichtert

Carsten Kramschneider, Teamleiter Healthcare & Education VMware Deutschland

Anwendungen im Bereich Internet of Things (IoT) und Sensorik können dazu beitragen, dass viele Herausforderungen im Krankenhaus- und Healthcare-Umfeld trotz Pflegenotstand und knapper Ressourcen in Zukunft besser und effizienter im Sinne des Patienten geregelt werden können. Schon heute gibt es erfolgreiche Best-Practice-Beispiele dafür.

Wearables, die jederzeit die wichtigsten Gesundheitsdaten eines Patienten tracken und im Ernstfall rechtzeitig Hilfe rufen – ein Krankenhaus der Zukunft, in dem man überall sämtliche relevanten Daten zur Verfügung hat – ein operierender Arzt, der sämtliche Gesundheitsdaten des Patienten in Echtzeit in einer Augmented-Reality-Brille sieht. Interessante Anwendungsszenarien im Bereich Internet of Things, die mit Hilfe von Sensoren arbeiten, gibt es viele. Doch was davon ist bereits heute machbar und was davon gibt es bereits? Nachdem wir zuletzt einige Technologien im Healthcare-Bereich diskutiert und über das Thema der Datenhoheit des Patienten gesprochen haben, werfen wir in diesem Blogbeitrag einen Blick auf ein paar konkrete Fallbeispiele.

Gerade chronisch Kranke oder Behinderte sind auf intensive persönliche Pflege und Unterstützungsleistungen angewiesen und fühlen sich mit der Abhängigkeit, die eine solche Situation zwangsläufig mit sich bringt, verständlicherweise alles andere als wohl. In den Niederlanden gibt es beispielsweise eine Einrichtung für Behinderte namens Siza, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder mehrfachen Behinderungen unterstützt und betreut. An 150 Wohnstandorten in Gelderland und Mittelbraband sorgen 2500 Mitarbeiter dafür, dass Menschen mit teilweise starken Behinderungen bis hin zu Hirnverletzungen ihr Leben so selbstbestimmt wie möglich führen können.

Mehr Freiheit und Selbstbestimmung für Patienten

Im Rahmen eines Projekts wurden ausgewählte Bewohner einer Pflegeeinrichtung mit umfangreichen Hilfsmitteln auf IoT-Basis ausgestattet, die spürbare  Verbesserungen für die Bewohner ermöglichen. VMware hat im Rahmen des Projekts mit Hilfe von VMware Pulse IoT und NSX das Management der IoT-Devices und die Kommunikation untereinander im Netzwerk übernommen. Eine besondere Herausforderung war dabei, dass die zahlreichen Devices unterschiedliche Standards und Protokolle unterstützen, so dass eine einheitliche Infrastruktur schwierig war – Virtualisierung brachte hier bemerkenswerte Vorteile und Vereinheitlichungen.

Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass die Patienten, die sich durch die Technik unterstützen lassen, selbst entscheiden können, welche Anwendungen sie haben wollen und was für sie eine Verbesserung darstellt. Dazu wurde der Tagesablauf der Bewohner der Einrichtung analysiert und die Betreiber haben mit gut zwei Dutzend Unternehmen gesprochen, von denen letztlich rund die Hälfte Lösungen für die Behinderten realisierten. So erlangt beispielsweise ein Rollstuhlfahrer mit Hilfe moderner Sensorik und IoT-Elementen mehr Mobilität und kann sich ohne Mitwirkung von Pflegepersonal freier auf dem Campus der Pflegeeinrichtung bewegen. Diverse Sensoren überwachen seine Körperfunktionen und unterstützen aktive und passive Alarmfunktionen. Auch das Beatmungsgerät, das regelmäßig gereinigt werden muss, wird mit Hilfe von Sensoren predictive-maintenance-fähig.

Doch es gibt noch eine Vielzahl anderer Szenarien und Beispiele, die zeigen, wie Sensorik in Zukunft die Pflege in Krankenhäusern und Altenheimen verbessern kann. Hier ist Personalknappheit bekanntermaßen eher die Regel als die Ausnahme und es steht zu befürchten, dass sich die Situation nicht zum Positiven ändert. Doch können beispielsweise Sensoren bei der Überwachung von Windeln im Bereich der Inkontinenz zeitsparend mitwirken. Wenn die Pflegekraft über einen Sensor oder ein Wearable des Patienten ein entsprechendes Signal erhält, kann das den Pflegeablauf optimieren. Diese zugegebenermaßen sehr persönliche IoT-Anwendung kann dazu beitragen, dass die Pflegenden ihre Ressourcen effizienter einteilen können und dann tätig werden, wenn es wirklich erforderlich ist, anstatt nach festen Fristen zu arbeiten.

Patientenruf – differenzierte Signale könnten helfen

Mit Hilfe von digitalen Anwendungen lässt sich beispielsweise auch die Ruftaste des Patienten smarter machen. Wenn ein Patient vom Krankenbett aus den Rufknopf betätigt, den es in dieser simplen Form seit vielen Jahrzehnten weitgehend unverändert gibt, führt das zu einem zentralen Alarm. Im Schwesternzimmer weiß man aber nicht, ob der Patient im schlimmsten Fall unter Herzrasen und akuter Atemnot leidet oder nur um ein Glas Wasser oder eine simple Unterstützungsleistung bitten möchte, die auch einige Minuten später noch zur rechten Zeit käme. Hier kann beispielsweise ein Voice Assistant, wie wir ihn als Siri oder Alexa kennen, das Bedürfnis des Patienten auf Zuruf einordnen – und ein entsprechend differenziertes Signal ans Pflegepersonal weitergeben, das dann im pflegerischen Ablauf priorisieren kann.

Und die Lösungen werden billiger: Vieles können bereits heute schon Gesundheitstracker und Wearables von der Stange erledigen. So sehen Kardiologen beispielsweise bereits die aktuelle Version der Apple Watch als ernsthaftes Medizinprodukt im Bereich der 1-Kanal-EKG-Messung an. Eine der nächsten Versionen der Apple Watch soll zudem über einen Geruchssensor in der Lage sein, bei Zuckerpatienten ziemlich zuverlässig Insulinbedarf zu signalisieren. Und auch gefährliche Gase und Stäube in der Luft, etwa Kohlenmonoxid, sollen in Zukunft über Wearables messbar sein – Funktionen, die Leben retten können und zeigen, wohin die Reise geht.

Pilotprojekt: Virtuelles Krankenhaus in NRW

Auf einem etwas anderen Gebiet setzen Pläne des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) an, der zusammen mit Branchenvertretern ein virtuelles Krankenhaus für NRW einrichten will. Zu den Plänen gehört auch die zentrale Erfassung und der Austausch von Patientendaten, die digital umgehend an betreuende Ärzte und Einrichtungen gesendet werden sollen – verglichen mit dem Status Quo ein Fortschritt, zumal nachvollziehbar sein wird, wer auf welche Daten zugreifen darf und der Datenschutz im Sinne des Patienten gewahrt bleibt.

Auch wenn die Pläne erst in der Anfangsphase sind und mit einem Pilotbetrieb frühestens im April kommenden Jahres begonnen wird, ist das ein Vorstoß in die richtig Richtung – und vielleicht die Grundlage für eine zumindest landesweite Vernetzung von Krankenhäusern. Ziel ist zum einen die verbesserte Auslastung von Einrichtungen, zum anderen aber auch die landesweite Bündelung von fachärztlicher Expertise außerhalb der Krankenhäuser.

Fazit: Mehrwert für Patienten durch IoT-Devices

Manchmal nimmt sie die IT-Welt ernster als es eigentlich gerechtfertigt wäre. Doch gerade an den hier aufgeführten Beispielen lässt sich zeigen, wie sie im Krankenhaus- und Pflegeumfeld einen echten Mehrwert für den Patienten erzielen kann, was beispielsweise auch mehr Lebensqualität für chronisch Kranke mit sich bringt. Diskutiert werden muss dabei die Frage, in welchen Fällen der Datenschutz und die Privatsphäre des Patienten Vorrang genießen und in welchen Situationen das Retten und Bewahren von Menschenleben im Vordergrund stehen muss. Die Politik und die Krankenhäuser werden in dem Zusammenhang darüber auch entscheiden müssen, welche der Maßnahmen vernünftige und ethisch vertretbare Lösungen für den Fachkräftemangel im Pflegebereich sind.

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