Beitrag von Matthias Schorer, Lead Business Development Manager, IoT, EMEA bei VMware über das Konzept Smart City
Die Digitalisierung erfasst viele Bereiche unseres täglichen Lebens. Wie IoT-Anwendungen und vernetzte Technik unseren Alltag vereinfachen können, wird besonders deutlich beim Thema Smart Cities, also der digitalen Optimierung des urbanen Raums. Dabei muss man gar nicht immer an Metropolen wie Paris oder London denken – intelligente Anwendungen kommen genauso in Darmstadt, Paderborn oder Kaiserslautern zum Einsatz.
Doch was ist überhaupt „smart“ in diesem Zusammenhang? Die Anwendungen in den Städten sind vielfältig, haben aber alle ein gemeinsames Ziel: sie sollen die Lebens- und Arbeitsqualität der Menschen optimieren und für einen effizienteren Umgang mit Energie, Ressourcen und Arbeitskraft sorgen. Die Anwendungen reichen von intelligenten Park- und Verkehrsleitsystemen, die mit dem Fahrzeug oder dem Smartphone der Autofahrer interagieren und vorausschauend Staus verhindern, über Mülltonnen, die den Abfallbetrieb über ihren Füllstand informieren, bis hin zu Straßenlaternen in weniger besiedelten Gebieten, die erkennen, wenn sich jemand in ihrer Nähe bewegt (und so nur im Bedarfsfall eingeschaltet werden). Auch die vernetzte Verwaltung und ein digitaler Gesundheitssektor zählen zu den Errungenschaften, die insbesondere bei internationalen Smart Cities mitentwickelt werden, wobei gerade hier in Deutschland oftmals Datenschutzbedenken dafür sorgen, dass selbst wenig verfängliche Technologie mit hohem Anonymisierungsgrad nicht zum Einsatz kommt.
All das hilft dabei, Kosten zu sparen, unnötige Reparaturarbeiten zu verhindern oder zu bündeln und (insbesondere im Verkehrsbereich) die Umwelt zu schonen und Emissionen zu verringern. Gerade die Vorteile digitaler Verkehrsleitsysteme zeigen, wie sich die Stadtplanung in den nächsten Jahren verändern könnte: in Städten, in denen heute deutlich mehr Personen über ein Fahrzeug verfügen als vor dreißig oder fünfzig Jahren, ist Parkraum Mangelware. Die Parkplatzsuche nimmt bei innerstädtischen Fahrten den größten Teil der gesamten Verkehrsbewegung ein. Hier werden in Zukunft Laserscanner, Sensoren oder Kameras zentralen IT-Systemen zeigen, wo der nächste freie Parkplatz ist. Eine alternative Technik besteht in der Parkplatzerkennung durch Kameras, die im Vorbeifahren Parklücken automatisiert melden können. Ein Fahrzeug auf Parkplatzsuche erhält dann – im Optimalfall sogar automatisiert anhand der Zielangabe im Navi – den Hinweis auf die nächste Lücke. Auch die Abrechnung von Parkgebühren lässt sich so automatisiert und minutengenau lösen, wenn der Kunde hier zustimmt.
Effizientes Abfallmanagement im öffentlichen Raum
Ein anderes Beispiel betrifft die Abfallbeseitigung. Immer mehr Städte statten Müllbehälter im öffentlichen Raum mit Sensoren aus, diese melden, wenn der Behälter seinen maximalen Füllstand erreicht hat. Denn das Müllaufkommen beispielsweise in Parks hängt stark von Jahreszeit, Wetter und eventuellen Großereignissen ab. Auch im Zusammenhang mit der Leerung privater Mülltonnen kommt inzwischen oftmals smarte Digitaltechnik zum Einsatz. VMware unterstützt etwa die Berliner Stadtreinigung durch Produkte wie Workspace One und Horizon 7, so dass die Büros der Mitarbeiter so mobil und flexibel werden, wie es zeitgemäße Workflows verlangen.
In der Vergangenheit standen die Müllwerker nämlich vor der Herausforderung, nicht zugängliche Mülltonnen, die sie nicht leeren können, auf Reklamationszetteln notieren zu müssen. Nach der Tour wurden die Zettel zusammen mit Handyfotos an den Kundendienst übergeben, der die Informationen von Hand ins SAP-System übertragen musste. Mit Hilfe von mobilen Endgeräten und einer speziellen App, die jedes Team bei der Tour durch die Stadt dabei hat, konnte der langwierige Prozess abgeschafft werden. Der Kunde kann jetzt in Echtzeit sehen, warum seine Tonne nicht geleert wurde und die Mitarbeiter erhalten auch von unterwegs Zugriff auf alle relevanten Unternehmens- und Kundendaten.
Doch nicht immer betreffen Smart-City-Projekte gleich ganze Städte. So arbeitet VMware beispielsweise mit Kieback und Peter zusammen, einem Spezialisten für Gebäudeautomation. Ziel ist es, Energieeinsparungen und Mehrwerte für die Betreiber und Benutzer von großen öffentlichen Gebäuden zu realisieren. Im Rahmen eines Technologieallianz-Partnerprogramms entwickeln die beiden Unternehmen aktuell gemeinsame Lösungen und Leuchtturmprojekte im Bereich der IP-basierten Gebäudeautomation. Auch das ist Digitalisierung im urbanen Umfeld.
Darmstadt als Beispiel für digitale Vorzeigestadt
Ein ganzes Bündel an Anwendungen rund um die digitalisierte Stadt findet sich beispielsweise in Darmstadt. Die südhessische Stadt mit 155.000 Einwohnern wurde 2017 in einem Wettbewerb des IT-Branchenverbandes Bitkom und des deutschen Städte- und Gemeindebundes als digitale Vorzeigestadt ausgewählt. Bürger können hier beispielsweise per App Schlaglöcher und defekte Straßenlaternen melden, Menschen mit Behinderung finden eine digitale Navigationshilfe und die Suche nach freien Parkplätzen soll dank einer Smart-Parking-App der Telekom spätestens im kommenden Jahr der Vergangenheit angehören.
In Arbeit ist außerdem ein Verkehrsleitsystem, das in Echtzeit auf den Verkehrsfluss reagiert und mit Hilfe von Machine-Learning-Fähigkeiten die Ampeln entsprechend steuert. Dazu sind bereits heute alle Ampelanlagen miteinander vernetzt und Kameras messen anonymisiert das Verkehrsaufkommen an einzelnen Plätzen. Sämtliche Daten hierzu stehen bereits heute als Open Data zur Weiterverwendung für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Bürger zur Verfügung. Angedacht sind weiterhin autonom fahrende Busse. Diese bereichsübergreifende Vernetzung der Anwendungen (unter Berücksichtigung umfassender Sicherheitstechnologien) war es offenbar, die den Ausschlag für die Wettbewerbsgewinn gab.
Hand in Hand gehen könnte die Vernetzung der Städte übrigens mit freiem WLAN. Denn das ist quasi ein willkommenes Nebenprodukt dieser weitreichenden Vernetzung. In Straßenlaternen, elektrifizierten Werbeplakaten, Buswartehäuschen und überall dort, wo Strom fließt oder sich ein Solarpanel anbringen lässt – lassen sich mit wenig Aufwand entsprechende Repeater installieren. Das ist auch in Darmstadt der Fall, auch wenn das innerstädtische Wifi-Netz derzeit noch nicht flächendeckend verfügbar ist.
Ist also alles ganz einfach mit den Projekten rund um die digitale Stadt? Mitnichten – wo bei Smart Cities die Stolperfallen lauern und auf welche Schwierigkeiten Projektmanager, Kommunalpolitiker und interessierte Bürger treffen, erfahren Sie im zweiten Teil unserer Smart-Cities-Serie.
Erfahren Sie mehr im 2. Teil & 3. Teil unserer Smart City Serie
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