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Smart Environment: Wie das Internet der Dinge Umwelt und Menschen schützen kann

Beitrag von Matthias Schorer, Lead Business Development Manager, IoT, EMEA bei VMware über die Smart City

Italien, Kanada, Kroatien, Portugal, Spanien und die USA: 2017 war das Jahr der Waldbrände. Die große Sommerhitze und Trockenheit traf viele südliche Regionen ohne Vorbereitung. Oft war es der größte Waldbrand, den die Region je erlebt hat. Die erschreckenden Berichte brachten mich als IoT-Experten zum Nachdenken und ich sah mich in den Medien um: Smart Devices machen nicht nur unser Privatleben komfortabler und intelligenter. Das Internet of Things ist auch ein großer Helfer für die Prognose von Umweltkatastrophen und die bessere Gestaltung von modernem Urban Living. Wo ist Smart Environment schon heute Realität und wie genau funktioniert das?

Wie lassen sich Veränderungen wahrnehmen und analysieren?

Sensoren sind heutzutage mobil und können fast jede noch so kleine Veränderung, sei es Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder auch Erschütterungen wahrnehmen. In Asiens Metropolen sind Smog-Apps bereits gang und gäbe: Wenn die Luft zum Beispiel ein gefährliches Feinstaub-Niveau erreicht und Asthma auslösen kann, warnt das Smartphone. Natürlich sollen solche Apps langfristig vor allem dazu dienen, in den Städten und bei den Behörden das Bewusstsein für den enormen Grad an Luftverschmutzung zu erhöhen. Darüber hinaus sollen sie diese Verschmutzung langfristig verhindern oder zumindest eindämmen.

Die Sensoren, ob im Smartphone, in einer Drone oder als Chip unter der Haut, können Informationen in Echtzeit an Monitoring Tools für Analysen weitergeben. Davon lassen sich  Gründe für die Umweltverschmutzung oder Abhängigkeiten von anderen Faktoren ableiten. Als Beispiel dafür nenne ich nur das Wetter. Es gibt auch Karten, die detailliert und in Echtzeit anzeigen, wie hoch die Luftverschmutzung in verschiedenen Ländern und Städten ist.

Mich persönlich hat fasziniert, dass diese Form von Smart Environment bereits Eingang in die Kunst gefunden hat. Zwei New Yorker Künstler wollen mit Hightech-Körpererweiterungen mehr Verständnis für die Natur erreichen. Mithilfe der Körpererweiterungen können sie Erderschütterungen überall auf der Welt wahrnehmen. Die beiden „Cyborgs“, wie sie sich selbst nennen, glauben, dass Technik die Menschen eben nicht von der Umwelt entfremdet, sondern hilft, Mensch und Umwelt besser zu verbinden.

Urban Living in München lebenswert und nachhaltig gestalten

Umweltschutz steht auch auf der Agenda des europäischen Projektes „Smarter Together“. Für dieses Smart Environment-Projekt dienen Wien, München und Lyon als Vorzeigestädte. Das Projekt hat zum Ziel, durchgängige Datenplattformen und „Smart Services“ für die Bürger zu schaffen und gleichzeitig die Energieeffizienz zu steigern. Dass hier ein enormer Bedarf besteht, zeigt zum Beispiel das Münchner Pilotprojekt im Stadtteil Neuaubing-Westkreuz/Freiham. Die Wohnungsbauten dort stammen teilweise aus den 60er und 70er Jahren. 20 Millionen Euro sollen bis 2021 in diesen Stadtteil investiert werden, um ihn nachhaltig und lebenswert zu gestalten.

20 ist die magische Zahl bei diesem Projekt: Neuaubing-Westkreuz/Freiham möchte auf dem rund 350 Hektar großen Areal die CO2-Emissionen um 20 Prozent senken. Gleichzeitig soll die Verwendung erneuerbarer Energien und die Energieeffizienz um 20 Prozent steigen. Dabei spielt der Auf- und Ausbau von Smart-Data-Management-Plattformen und Smart Service-Angeboten wie Apps, intelligenten Laternen oder Sharing-Economy-Ansätzen eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig sollen Lösungen für nachhaltige Mobilität im Quartier etabliert werden. Dazu gehören Carsharing-Systeme, Fracht-Pedelecs oder Mobilitätsstationen mit Infosäulen. Das Konzept der Smart Cities dient also nicht nur unserer Bequemlichkeit und dem Business, sondern langfristig auch unserer Umwelt.

Forschungen, die Menschenleben und Umwelt retten

Auch auf Bundesebene lässt sich der Trend in Richtung Smart Environment erkennen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zum Beispiel hat das Projekt FIRESENSE ins Leben gerufen. Im Rahmen einer Reihe von Forschungsprojekten zu Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) entwickelte man ein automatisches Frühwarnsystem für Feuer und Extremwetterlage, die wichtige Kulturstätten oder Wälder bedrohen. Zu den integrierten Sensoren gehören optische Kameras, Infrarotkameras mit verschiedenen Wellenbereichen, passive Infrarotsensoren (PIR), drahtlose Temperatursensoren, Feuchtigkeitssensoren und lokale Wetterstationen. Die Signale und Messungen der Sensoren werden an das Kontrollcenter (CC) übermittelt und dort analysiert und kombiniert. Das Kontrollcenter besitzt als benutzerfreundliche Schnittstelle eine intelligente Bildererkennung, Mustererkennungsalgorithmen und Datenfusionstechnik.

Werden Feuer, Rauch oder ein plötzlicher Temperaturanstieg ermittelt, gibt es ein automatisches Warnsignal. Zusätzlich gehen Sprinkleranlagen zum Löschen der Feuer automatisch an. In Palma de Mallorca läuft gerade ein ähnliches Projekt: Umgebungsdaten, die über Sensoren gesammelt und an eine IoT-Plattform weitergegeben werden. Sie sollen helfen, Luftverschmutzung und Lärmemissionen einzudämmen, die durch die hohe Frequenz der anlegenden Schiffe entstehen. Laut Autoritat Portuariá de Balear (APB) brachten diese Schiffe allein in 2016 2,5 Millionen Passagiere und 8.2 Millionen Tonnen Fracht nach Mallorca. Wie sich der Massentourismus und die dafür notwendigen Bewegungen von Lebensmitteln und Konsumgütern auf die Luft- und Lebensqualität der spanischen Insel auswirkt, kann ich mir gut vorstellen.

Ich halte diese technologischen Entwicklungen und Forschungsprojekte für absolut wichtig für die Zukunft unserer Erde. Das Internet der Dinge eröffnet ganz neue Möglichkeiten für den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt. Kennen auch Sie spannende Projekte, die mehr Aufmerksamkeit verdienen? Dann würde ich mich über einen Austausch mit Ihnen auf Xing, LinkedIn und Twitter freuen!